Der Hintergrund des Migrationshintergrunds: Eine Analyse der Verwendungsstrategien des Migrationshintergrunds im politischen Feld und der alltäglichen Lebenswelt und ihre Auswirkungen auf die Konstruktion von Zugehörigkeit

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Böhm, Olga: Der Hintergrund des Migrationshintergrunds. Hannover : Gottfried Wilhelm Leibniz Universität, Diss., 2023, iv, 234 S., DOI: https://doi.org/10.15488/14819

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Die Bezeichnung „Personen mit Migrationshintergrund“ gehört in Deutschland zu einer der prominentesten Bezeichnungen für Menschen mit einer persönlichen oder familiären Einwanderungsgeschichte. Als statistische Kategorie des Mikrozensus 2005 umfasste die frühe Definition des Migrationshintergrunds alle Zugewanderten, die nach 1949 nach Deutschland migriert sind (oder einen migrierten Elternteil haben) sowie alle in Deutschland lebenden Ausländer. Von da an entwickelte sich die statistische Konstruktion zu einer gängigen Bezeichnung in zahlreichen gesellschaftlichen Teilbereichen – allen voran in der Politik sowie im alltäglichen Leben. In der Hochphase der Verwendung des „Migrationshintergrunds“ zeigte die Bezeichnung eine enorme Anschlussfähigkeit. Sie entkoppelte sich von ihren statistischen Wurzeln und transformierte sich zu einer Bezeichnung, die als Lösungsinstrument für gesellschaftspolitische Herausforderungen herangezogen wurde, repräsentationale Leerstellen gesellschaftlicher Selbstbeschreibung füllte und Mitgliedschaftsoptionen neu formte. Auch wenn die Verwendung der Bezeichnung heute nicht zuletzt aufgrund seiner stigmatisierenden Wirkung von deutlicher Kritik begleitet ist, war die frühe Entwicklung von einer dermaßen großen Anschlusskraft geprägt, dass selbst unterschiedliche statistische Definitionen und multiple Verständnisse davon, was ein „Migrationshintergrund“ ist, die gesellschaftliche Verbreitung nicht aufhalten konnten. Eine Erklärung für die lange und breite Anschlussfähigkeit des Migrationshintergrunds, die trotz aller Kritik bis heute ausstrahlt, liefert der frühe Institutionalisierungsprozess der Bezeichnung in den Jahren bis 2012, den die vorliegende Arbeit untersucht. Die Studie nimmt eine wissenssoziologische Perspektive in der Theorietradition von Peter Berger und Thomas Luckmann ein und blickt auf den Migrationshintergrund als eine gesellschaftliche Institution, die aus einer natürlich gegebenen und unhinterfragten Ordnung resultiert. Diese theoretische Rahmung ermöglicht es, der Bezeichnung „Personen mit Migrationshintergrund“ als einer intersubjektiv hervorgebrachten gesellschaftlichen Wirklichkeit zu begegnen und die dahinterliegenden Wissens- und Deutungsbestände offenzulegen. Dabei stehen Wissensproduktionsprozesse in den gesellschaftlichen Teilbereichen Politik und alltägliche Lebenswelt im Fokus und erlauben es, die Perspektive der Bezeichnenden (ExpertInneninterviews) ebenso in den Konstruktionsprozess einzubeziehen, wie die der Bezeichneten (problemzentrierte Interviews), die immer noch wenig erforscht ist.Die Ergebnisse der qualitativen Untersuchung zeigen, dass bereits die früheInstitutionalisierung des Migrationshintergrunds nicht widerspruchsfrei verlief und vonmehrdeutigen und sogar ambivalenten Wissensbeständen im politischen Feld und deralltäglichen Lebenswelt geprägt war. Sie führt in beiden Feldern zu parallelenVerwendungsstrategien, die aufeinander bezogen sind. Im politischen Feld sind das: der MH als Instrument pragmatischer Problemlösung (1), als Instrument gruppenbezogener Problemlösung (2) sowie als Instrument einer Problemlösung für ein falsches Problem (3). In der alltäglichen Lebenswelt finden sich die Verwendungsstrategien des MH als einer negativen Klassifikation (4), als einem Instrument für Anerkennung (5) sowie als einem Instrument optionaler Zuschreibung (6). Diese Ambivalenz und Mehrdeutigkeit hat dazu beigetragen, die Institutionalisierung der Bezeichnung bis zum aktuellen Zeitpunkt fortwährend zu stärken und ihre Wirkungsmacht zu stabilisieren.
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Document Type: DoctoralThesis
Publishing status: publishedVersion
Issue Date: 2023
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